Wir alle haben unsere Komfortzone. Wir alle haben uns in unserem Leben eingerichtet. Irgendwie. Regelmäßiges Einkommen, sicherer Arbeitsplatz, intaktes Familien- oder Eheleben, stabiler Freundeskreis. Und nicht zuletzt Gesundheit. Aus diesen Bausteinen ist unsere Komfortzone gebaut. In ihr fühlen wir uns wohl, hier fühlen wir uns geborgen. Hier kennen wir uns aus. Sie ist unsere materielle und geistige Heimat. Bildlich gesprochen ist sie unsere Wohnung, mit den notwendigen Einrichtungsgegenständen wie zum Beispiel das Sofa im Wohnzimmer.
Komfort im Wortsinn
Das Wort Komfort ist in unseren Sprachgebrauch aus dem Englischen übernommen worden (Quelle: https://de.wiktionary.org/). Dort bedeutet es Bequemlichkeit, Annehmlichkeit, im Extrem sogar Luxus. Doch auch die Briten haben das Wort wohl übernommen. Noch frühere Wurzeln scheinen conforter oder confortare aus dem Französischen und Lateinischen zu sein. Spätestens dann stößt man auf die ursprüngliche Bedeutung: stärken, trösten.
Nach meinem Sprachempfinden hat sich der tröstende Bestandteil in der heutigen Wortbedeutung durchgesetzt. Das heimische Sofa kann ich besser mit tröstender Wirkung in Verbindung bringen als mit Stärkung.
Komfortzone bei Veränderungen
Im Zusammenhang mit Veränderungen werden wir nun häufig dazu aufgefordert, unsere Komfortzone zu verlassen. Das hat zumindest etwas Beunruhigendes. Dann von „verlassen“ ist es nur noch ein kleiner Schritt zu „verlieren“. Als Menschen verlieren wir nicht gerne. Um so weniger, wenn es das langjährige Inventar unserer Komfortzone betrifft, das uns vertraut ist, das wir liebgewonnen haben, das (wie unser Sofa) vielleicht etwas durchgesessen ist, aber halt unglaublich bequem.
Hinzu kommt, dass das Verlassen der Komfortzone häufig aufgrund äußerer Umstände und recht plötzlich notwendig wird. Äußeren Druck mögen wir Menschen auch nicht. Druck erzeugt Gegendruck, Abwehr, Verteidigung. Bezogen auf die Komfortzone bedeutet dies: sie will und muss verteidigt werden. Den gängigen Beschreibungen unserer Komfortzone zufolge liegt dicht hinter der Grenze die Angstzone.
Ist alles noch komfortabel und bleibt es so?
Andererseits ist die Komfortzone nicht immer komfortabel. Oder nicht mehr komfortabel. Bei Licht betrachtet nutzt sich das Sofa mit der Zeit ab und ist nicht mehr bequem. Komfortzonen werden wie wir älter, anspruchsvoller, komplexer, haben einen Drang, sich selbst zu verändern.
Veränderungen passieren aber nun einmal. Bei jeder Veränderung die Komfortzone zunächst verteidigen und dann schließlich doch verlassen zu müssen, finde ich ziemlich anstrengend und wenig selbstbestimmt. Spätestens dann, wenn die eigene Komfortzone sich auch veränderungslustig zeigt, wird es doppelt anstrengend: Die Verteidigung der Komfortzone gegen sich selbst, gegen den eigenen Veränderungsunwillen.
Wie kann man sich nun gegen die stets lauernde Gefahr wappnen, seine Komfortzone gleich verlassen zu müssen? Und mit der Angstzone Bekanntschaft machen zu müssen?
Sich stärken in der Komfortzone
Indem wir uns auf des Komforts Wortursprung – der das lateinische Wort fortis = stark enthält – besinnen, können wir uns auf das stärkende Moment unserer Komfortzone besinnen. Wir können unserer Komfortzone erweitern. Anders als Wohnungen sind Komfortzonen nämlich dehnbar. Komfortzonen sind geistige Konstrukte, die durch Verhaltensweisen, Glaubenssätze, Normalitäten und Vorurteile geprägt sind. Diese Bestandteile können in Frage gestellt, variiert, umgedeutet werden. Mit Offenheit, Neugier, Kreativität, Lernen, Spielen und viele andere eigenen Aktionen lassen sich auch ohne Druck mögliche Veränderungen gedanklich durchspielen.
Anlässe dazu gibt es genug. Durch die Corona-Pandemie ist nicht nur unserer Wirtschafts- und Berufsleben plötzlich ins Unruhe geraten. Auch unserer Privatleben hat viele, zumindest zeitweilige Änderungen erfahren. Nicht wenige Stimmen sprechen inzwischen davon, dass die Welt nach Corona eine andere sein wird. Diese können wir zum Anlass nehmen, uns – bevor es uns entweder erneut kalt erwischt oder sich schleichend eine neue Normalität etabliert – zu überlegen, wie wir uns die Zeit nach Corona für uns selbst wünschen.
Wachstum aus eigenem, vorausschauendem Antrieb
Sich aktiv damit und lustvoll damit auseinanderzusetzen bedeutet, sich mit möglichen Veränderungen im Vorfeld und aus eigenem Antrieb zu beschäftigen. Nicht weil man es muss, sondern weil man es in dieser Zeit der Ungewissheit will, kann und darf. Um später, wenn dann nach alter Lesart Veränderungen umgesetzt werden müssen, es dann zu können. Weil man dann vorbereitet ist.
Die Corona-Krise bietet wie gesagt viele Denkanstöße: Welche positiven Wirkungen haben sich aus der schnellen Einführung von Home-Office ergeben? Lässt sich dies beibehalten? Wie haben sich die gehäuften Telefon- und Videokonferenzen auf die Zusammenarbeit im Team ausgewirkt? Hat der Verzicht auf Dienstreisen und den morgendlichen Berufsverkehr zu Stressabbau geführt? Wie hat sich das Familienleben in der Zeit des Lockdowns entwickelt. Was haben Sie in Ihrer Umgebung an Neuem entdeckt? Worauf konnten Sie infolge der Einschränkungen unerwartet leicht verzichten? Was konnten Sie in der zwangsberuhigten Zeit neu lernen, wozu Ihnen im gewohnten Hamsterrad des Alltags bislang dei Muße fehlte?
Komfortzone erweitern durch Coaching
Die Corona-Krise ist noch nicht vorbei. Aktuell spricht einiges dafür, dass sie uns noch einige Zeit erhalten bleiben wird. Und dann nahtlos in neue und alte Herausforderungen münden wird, die sich aus der Digitalisierung, veränderten globalen Vernetzungsstrukturen und insbesondere dem Klimawandel ergeben. Seine Komfortzone zu erweitern und sich Veränderungen gedanklich zu öffnen ist heute das Gebot der Zeit. Um dies nicht alleine für sich, sondern im Austausch mit einem Ansprechpartner anpacken zu können, bietet sich Coaching ideal an.