31 Jul 2020

Die Corona-Krise als Chance für persönliches Wachstum

Es wird nicht viel von uns verlangt

Im Hinblick auf die drastischen Einschnitte, die wir zu Beginn der Corona-Krise hinnehmen und erleiden mussten, und unter Berücksichtigung der Lockerungen, die nach den ersten Wochen strengster Distanzregelungen wieder möglich waren, sind die aktuellen Auflagen, die wir aktuell beachten müssen, doch inzwischen recht harmlos. Es wird von uns – teils im Rahmen von amtlichen Verordnungen, größtenteils jedoch im Sinne von Geboten – nicht wirklich viel verlangt:

  • Wir sollen oder müssen eine Maske in Geschäften oder an anderen bestimmten Orten tragen. Das ist inzwischen fast zur Normalität geworden. Es schützt zwar nicht uns selbst, aber unsere Mitmenschen. Mitmenschen, die durch ihre Maske wiederum uns schützen. Ein Geben und Nehmen.
  • Wir sollen weiterhin die bekannten Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Das ist noch der kleine Rest dessen, was zu Beginn der Krise mit drastischen Kontakt- und Versammlungsverboten durchgesetzt und eingeübt werden musste.
  • Wir sollen auf Reisen in Risikogebiete möglichst verzichten. Diese Risikogebiete liegen jedoch meist weit entfernt. Grenzüberschreitendes Verreisen ist dennoch wieder in vielen Fällen möglich. Die Urlaubssaison 2020 wurde gerettet.

Durch die einfache, keinesfalls existenzbedrohende Einhaltung dieser Regeln können wir alle einen Beitrag leisten, die Ausweitung der Pandemie zu verlangsamen und somit Zeit für die Entwicklung, Testung und vor allem Ausbringung von Impfstoffen und Medikamenten zu gewinnen.

Wir können so viel lernen

Darüber hinaus sehe ich nun die große Chance, über diesen allgemeinen Nutzen hinaus auch individuell gestärkt aus der Krise hervor zu gehen. Denn es bieten sich, wenn ich es genau untersuche, erstaunliche Ansatzpunkte zur persönlichen Entwicklung seiner sozialen Kompetenzen sowie von Autonomie und Freiheit:

  • Sie zeigen Einfühlungsvermögen und Respekt gegenüber Ihren Mitmenschen, die sich weiterhin vor einer Infektion fürchten.
  • Sie erweisen sich als kooperativ, weil Sie sich zum Prinzip des gegenseitigen Schützens bekennen.
  • Sie erweisen sich als verantwortungsbewusst gegenüber Ihrer Familie, Ihren Freundinnen und Freunden, Ihren Kolleginnen und Kollegen bei der Arbeit.
  • Sie erweisen sich als reflektiv, selbstkritisch und fähig, sich selbst in den Dienst einer gemeinsamen Sache zu stellen.
  • Sie zeigen sich teamfähig in einem umfassenden, gesellschaftlichen Projekt, nämlich der Bekämpfung der weiteren Viren-Ausbreitung.
  • Sie stellen Ihre Erkenntnis unter Beweis, dass manchmal der Verzicht auf kurzfristige Erfolge einem längerfristigen, größeren Erfolg ungeordnet werden kann und muss.
  • Sie tragen dazu bei, dass weiteren oder erneuten Einschränkungen und Verboten die Argumentationsgrundlage entzogen wird.
  • Sie zeigen sich diszipliniert und selbstbestimmt, indem Sie ihren eigenen Regeln folgen und so vermeiden, dass andere Ihnen Regeln auferlegen, denen Sie folgen müssen.
  • Sie handeln vorausschauend und zielorientiert, weil Sie durch Ihr Verhalten für ein schnelleres Ende der Pandemie sorgen.
  • Sie zeigen sich als Vorbild gegenüber Ihren Mitmenschen, denen es schwerer fällt, die o. g. Maßnahmen umzusetzen.
  • Sie sind loyal gegenüber Ihrem beruflichen und sozialen Umfeld.
  • Sie agieren risikobewusst, indem Sie die Gefahren einer weiteren Pandemieausweitung in Ihrem Handeln berücksichtigen.
  • Sie stärken und unterstützen den Fortbestand eines gesellschaftlichen und sozialen Wertesystems, das für den Fortbestand unserer demokratischen Kultur unerlässlich ist.

Gestärkt aus der Krise hervorgehen

Ich bin überzeugt, dass es sich nach der Corona-Krise, beim Wiederanlauf der Wirtschaft, dem Neuausrichten der Arbeitswelt, bei der Bewältigung der Klimakrise als nützlich, hilfreich und vermutlich existenziell wichtig erweisen wird, über diese Kompetenzen zu verfügen. Lassen Sie uns die Krise als Chance begreifen, uns auch persönlich zu entwickeln und an diesen und kommenden Aufgaben zu wachsen. Wir werden es brauchen. Keinesfalls wird es uns schaden.