Der Mensch ist und bleibt analog
Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Die Welt um uns herum verändert sich schneller denn je, wird digitaler, wird immer komplexer. Alle reden von Digitalisierung. Die These lautet: Digitalisierung bedeutet Kulturwandel, mit und für den Menschen.
Was ist Digitalisierung eigentlich?
Vordergründig verbinden wir mit dem Begriff Digitalisierung wohl zunächst die technologische Entwicklung, die immer rasanter fortschreitet und in unserem täglichen Leben spürbar wird. Schlagworte wie Künstliche Intelligenz, Data Science, Automatisierung, Machine Learning, Algorithmen und Internet of Things sind uns allen inzwischen geläufig. Im täglichen Leben ist das Smartphone Kommunikationsplattform, Einkaufsführer, Unterhalter, Fitnesstrainer und Wegweiser zugleich. Im Berufsleben ist unsere Arbeit ohne digitale Hard- und Software nicht mehr vorstellbar. Oder wie lange könnten Sie weiter arbeiten, wenn die digitale Infrastruktur einmal nicht zur Verfügung steht?
War`s das? Ist Digitalisierung also nur ein technologisches Phänomen und eine Klammer für die genannten Schlagwörter? Übertragen auf den Unternehmens- und beruflichen Kontext: Geht es nur um ein Projekt zur Einführung und Implementierung der neuesten Hard- und Software, den Einsatz von KI, Data Science, Robotern und Chatbots im Unternehmen? Oder lohnt ein zweiter, tiefgründigerer Blick auf die Digitalisierung, zum Beispiel unter der Fragestellung:
Was macht die Digitalisierung mit den Menschen allgemein und mit mir im Besonderen?
Vergleicht man die Zeiträume 1990 bis 2005 einerseits und 2006 bis 2020 andererseits, so wird schnell deutlich: Die Lebensumstände 2005 unterschieden sich gegenüber 1990 weit weniger als im Vergleich der Jahre 2020 und 2006. Der technologische Fortschritt, die Veränderungen im letztgenannten Zeitraum schritten immer schneller voran. Das Smartphone ist mit dem Klapphandy von früher nicht mehr vergleichbar. Der Onlinehandel tritt zunehmend an die Stelle des stationären Handels. Die Prozesse im Unternehmen und zwischen Unternehmen sind zunehmend vernetzt und automatisiert. Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich inzwischen innerhalb weniger Monate. KI, Robotik, Chatbots, Algorithmen und viele andere technische Errungenschaften sind inzwischen im täglichen Leben angekommen. Ihre weitere rasante Entwicklung ist inzwischen besser greifbar, ihre Chancen und Risiken werden zunehmen auch gesellschaftlich diskutiert.
Somit wird klar: Veränderungen durch die Digitalisierung schreiten weiter voran. Die Digitalisierung ist kein Schnupfen, der wieder verschwindet, sondern ist Auslöser und Gegenstand umfangreicher Veränderungen für jeden Einzelnen, jedes Unternehmen, unsere Volkswirtschaft, unsere Gesellschaft und unsere Welt.
Mit Blick auf den Menschen führt dies zu Fragen, die beantwortet werden wollen:
- Wie hält der Mensch als analoges Wesen Schritt mit der digitalen, exponentiell voranschreitenden Entwicklung?
- Wie geht der Mensch als Führungskraft und Mitarbeitender persönlich mit diesen Veränderungen um?
- Wie wird dieser Mensch Teil und nicht nur Gegenstand dieser Veränderungen?
- Wie stellen sich Menschen im Berufsleben kurz-, mittel- und langfristig auf diese Veränderungen ein?
- Wie organisieren sich Unternehmen und ihre Mitarbeitenden neu in der VUCA-Arbeitswelt mit ihren schnellen und häufigen Veränderungen, steigender Unsicherheit über die Zukunft, höchster Komplexität und zunehmender Mehrdeutigkeit von Wissen und Informationen?
- Wie entwickelt sich die Unternehmenskultur hin zu mehr Agilität, mehr Kundenorientierung, mehr Mitarbeiterbindung?
- Wie finden Menschen (wieder) Freude an der Arbeit und Sinn in ihrem Beruf?
- Wie gelingen diese Veränderungsprozesse vor dem Hintergrund des demographischen Wandels?
Wie stellen wir uns also diesen Herausforderungen des Zeitalters der Digitalisierung?.
Das tägliche Miteinander und der kommunikative Austausch mit unseren Mitmenschen hat sich in den letzten Jahren verändert und wird es weiter tun. Wir begegnen einer hohen Diversität und Vielfalt unterschiedlicher Charaktere, Interessenslagen, Bedürfnisse und Emotionen. Neues Wissen, vielfältige Information, Aufgaben und Handlungsoptionen streuen ebenso wie die Sichtweisen und Herangehensweisen, sich diesen Herausforderungen zu stellen, Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen.
Es sind unsere Persönlichkeiten, unsere Standpunkte, unser jeweiliges Bewusstsein, die die Antworten prägen auf die vielen Fragen, die sich im Kontext „Digitalisierung für den Menschen im Mittelpunkt“ stellen.
Wir leben in einer spannenden Zeit voller Chancen und neuen Möglichkeiten. Die Digitale Transformation ist nicht nur geprägt von neuen technischen Möglichkeiten, sondern erfordert insbesondere einen Kulturwandel in den Unternehmen. Dieser Kulturwandel kann nur von Menschen gestaltet werden und fordert von Menschen im Berufsleben eine Transformation ihres Selbst- und Menschenbildes und der daraus abgeleiteten Handlungen und Entscheidungen fordert. Jede Transformation, also die nachhaltige Veränderung zu etwas völlig Neuen, ist ein Prozess, der Zeit braucht, Mut und Geduld erfordert, schneller gedacht als gemacht ist.
Der Mensch ist und bleibt ein analoges Wesen. Ohne den Menschen ist die Digitale Transformation ohne Wert. Digitale Transformation kann also nur mit und für die Menschen gelingen. Digitalisierung bedeutet Kulturwandel mit und für den Menschen.